TEx Chemnitzer Bahnbogen
Heute, am 27.06.2023, durften wir, die Freunde des Bauingenieurwesen, das Eisenbahnviadukt in Chemnitz besichtigen. Los ging es um 7:51 am Hauptbahnhof Dresden. Hier haben wir den Zug nach Chemnitz genommen.
Pünktlich um 9:30 hörten wir zunächst einen Vortrag der DB Netz AG über die Erneuerung des Chemnitzer Bahnbogen und dem dazugehörigen Chemnitzer Viadukt. Ursprünglich wurde der Chemnitzer Bahnbogen 1908 viergleisig fertiggestellt. Heute ist er wegen beispielsweise breiterer Sicherheitsabstände zwischen den Gleisen nur noch zweigleisig. Von den 2,8 Kilometer langem Bahnbogen misst das Viadukt 275 Meter und erreicht eine Höhe von bis zu neun Metern. Aufgrund der maroden baulichen Substanz hat man eine Überlastung einzelner Brückenteile von über 150 % berechnet. Aus diesem Grund durften Züge in diesem Abschnitt nur noch 40 km/h fahren und man beschloss die Renovierung um die alten Ingenieurleistungen erhalten zu können. Um die überlasteten Brückenteile austauschen zu können, wurde bauzeitlich auf beiden Seiten jeweils eine Behelfsbrücke erbaut. Sie dienen der horizontalen Stützung, während die versteifenden Elemente zwischen den Pfeilern restauriert oder ausgetauscht werden.
Ein weiteres bautechnisches Problem stellten die verschiedenen Lager dar. Ihr Zustand musste erfasst werden. Jedoch waren die Kontaktflächen nur schwer, oder teilweise gar nicht einsehbar (wie z.B. in den Scheitellagern der Brückenbögen). Also ermöglichte man in einem spannenden Prozess mit der Hilfe von Magnetpulver, Ultraschall, Mikrobohrkernen und Gusssimulationen eine bestmögliche Zustandsermittlung. Teilweise wurden die Lager ausgetauscht, und teilweise lediglich von außen behandelt.
Nach der Präsentation teilten wir uns in zwei Gruppen auf um die Baustelle zu besichtigen. Begonnen haben wir mit dem Fußgängertunnel in der Annaberger Straße. Hier konnte man, nach Entfernung der Fliesen, mit den bloßen Händen den Beton von der Wand kratzen – auch für die leitenden Ingenieure eine große Überraschung und somit eine neu hinzugekommene Baumaßnahme während der Bauphase. Danach sind wir weiter zum Viadukt gegangen, um uns die gesamte Thematik zu den Lagern nochmal vor Ort erklären zu lassen und die Brücke mit Gleisen in jeder Etage zu besichtigen. Zum Abschluss der Führung haben wir uns ausgebaute zu renovierende Bauteile etwas genauer angeschaut. An denen sind uns die einzelnen Renovierungsschritte genauer erklärt worden.
Gegen 13 Uhr war keine unserer Fragen mehr unbeantwortet, wir bedankten uns bei den Vertretern der Deutschen Bahn für diese großartige Führung und machten uns wieder auf den Heimweg nach Dresden.
Die Renovierungsarbeiten an dem Chemnitzer Viadukt begannen 2022 und gehen voraussichtlich bis 2025. Die Kosten der Renovierungsarbeiten der Brücke werden auf ca. 80 Millionen Euro geschätzt. Die Instandsetzung des gesamten Chemnitzer Bahnbogens soll ca. 250 Millionen Euro in Summe kosten.