TEx Strombrückenzug Magdeburg
Direkt am ersten Montag der Semesterferien fuhren wir mit acht Freunden des Bauingenieurwesens nach Magdeburg, um den Neubau einer Schrägkabelbrücke über die Elbe zu besichtigen. Gegen 12 Uhr erreichten wir die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts und trafen uns mit Herrn Schepel vom städtischen Baudezernat. Nach einer kurzen Einführung in das Projekt erläuterte Herr Schepel die infrastrukturelle Bedeutung der Brücke als zweite leistungsfähige Elbüberquerung neben der nördlich gelegenen Jerusalembrücke. Da sich im Bereich der Alten Elbe, der Zollelbe und der Stromelbe ein FFH-Gebiet befindet, wurde eine Schrägkabelbrücke ohne Pfeiler im Flussbett vorgesehen. Mit der Tragwerksplanung beauftragt wurde das Dresdner Büro von Leonhardt, Andrä und Partner. Für die Ausführung der Massivbauarbeiten zeichnet sich die Firma HOCHTIEF verantwortlich, SEH Engeneering (Tochter der Eiffage-Gruppe) ist für den Stahlbau zuständig. Pünktlich zum Geburtstag der Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) soll die Brücke bis 24. Dezember 2023 fertiggestellt sein. Das Projekt wird zu 85 % aus dem Fond zur Hochwasserbeseitigung von 2013 finanziert, die restlichen 15 % steuert die Stadt Magdeburg bei.
Der Brückenneubau führt über die die Alte Elbe mit einer Hauptspannweite von 163,6 m. Diese sowie das Vorlandfeld (34,4 m Stützweite) wurden als Verbundquerschnitt mit einem Stahlhohlkasten entworfen. Das Flussfeld wurde im Freivorbau hergestellt. Um ein möglichst hohes Gegengewicht zu erzeugen, wurde für das Rückverankerungsfeld (50 m Stützweite) in Massivbauweise geplant. Der 65 m hohe Pylon, der selbstverständlich den Magdeburger Dom auf der anderen Elbseite nicht überragt, wurde mit einem schlaff bewehrten Vollquerschnitt errichtet. Neben der Alten Elbe fließt die Zollelbe, welche im Zuge der Baumaßnahme durch eine Verbundbrücke mit einer Spannweite von 69,9 m in semiintegraler Bauweise überführt wird. Herr Schepel erklärte uns sehr anschaulich unter anderem einiges zum Freivorbaus, zur Trassierung und zum Seilmonitoring. Auch auf verschiedene Aspekte der Bauausführung ging er ein, sodass wir während der kurzweiligen zweistündigen Führung einen umfassenden Einblick in die Realisierung eines solchen Großprojektes bekamen.
Nach der Baustellenbesichtigung schauten wir uns noch ein bisschen in der Innenstadt um und besichtigten den Dom sowie Hundertwassers Grüne Zitadelle. Großer Dank gilt Herrn Schepel für die spannende und mitunter sehr amüsante Führung sowie allen, die diesen Tag inklusive An- und Abreise geplant haben.