TEx Heinz-Steyer-Stadion
„Bauen für Emotionen“ – unter diesem Motto baut aktuell die Zech Sports Group das alte Stadion an der Elbe um und aus. So durften einige Freunde des Bauingenieurwesens sich am 02.01.2024 die Highlights der Baustelle ansehen und den Endspurt vor den ersten Leichtathletikmeisterschaften und Football-Turnieren begutachten.
Den ersten Teil der Exkursion verbrachten wir in einem Container der Bauleitung, während draußen die Welt unterging. Die Zeit wurde aber fleißig genutzt, um das Bauvorhaben und die kleinen Überraschungen, die Baustellen ja oft mit sich bringen, vorzustellen.
So erfuhren wir davon, dass, um das Stadtbild zu bewahren, auf Flutlichtmasten verzichtet werden musste und somit ein innovativer Lichtring ins Spiel kam. Da die Arena eine der wenigen in Deutschland sein wird, die die Ansprüche für nationale und internationale Leichtathletikmeisterschaften erfüllt, ist die Belichtung von besonderem Wert, vor allem für die Fernsehübertragung. Dieser Lichtring ist an einer 105 m langen Lichtbrücke befestigt. Um diesen gigantischen Bogen an Ort und Stelle zu bringen, benötigte man zwei große Krane, deren Fahrer laut Bauleitung „lässig und perfekt“ ihren Job erfüllten. Bei der Montage platzte jedoch die Hydraulikleitung eines Kranes und Reparaturarbeiten, die sonst 3 Wochen dauern, mussten, durch Presse-Termine am nächsten Tag, in einer Nacht mit selbstgeschweißtem Werkzeug vollbracht werden.
Zur Halbzeit (der Exkursion) ging es für uns dann raus aufs Feld. Mehr oder weniger, denn wir durften natürlich nicht auf den frisch gepflanzten Rasen. Dieser hat so hohe Ansprüche, dass man sich wundert, wie er überhaupt überleben kann.
Dafür durften wir auf die Tribüne, welche aus Beton-Fertigteilen besteht und die per Zahnbalken eine vertikale Kurve ermöglichen, sodass auch die oberen Ränge gute Sicht auf die Sportler und Sportlerinnen haben.
Interessant gestaltet sich auch die Farbwahl der Sitze. Mit anderen Worten, es war eine Krise, Farben zu finden, die keinen Verein bevorzugen, sodass man schlussendlich einen Logarithmus zur Farbverteilung nutzte.
Zum Thema Tiefbau lernten wir, dass die schöne Lage an der Elbe auch seine Nachteile hat. Da sich im Uferbereich des Flusses eine Lehmschicht befindet, welche eher wasserundurchlässig ist, konnte man die Flutschutzwand, die hier notwendig war, direkt in die Lehmschicht greifen lassen. Allerdings dürfen alle Träger, die dort nun eingebracht sind, nicht wieder herausgezogen werden, da hier die Lehmschicht beschädigt wurde. Wir reden dabei übrigens von 500 Rüttelstopfsäulen!
Auch im neu gebauten Funktionsgebäude gab es Einiges zu sehen, was man sonst im Bau wohl seltener sieht. So zum Beispiel die Squash-Halle, in der die Wände schwingungsfrei beim Ballaufprall bleiben müssen.
Eine weitere Besonderheit, ist das „Mini-Krankenhaus“, das im neuen Funktionsgebäude der Südtribüne entsteht. Es soll für echte OPs und zur Leistungsdiagnostik genutzt werden.
Die neue Fassade wird aus Blech bestehen und kleine Löcher zum Lichtdurchlass haben. Diese werden durch eine intelligente Farbe überblendet, sodass sie kaum zu sehen sind.
Bevor allerdings der erste Football fliegt und der erste Rollstuhlfahrer auf der geplanten Rollstuhlfahrerschaukel über den Plaza vor der Arena schaukelt, sind bis Juli 2024 noch einige Bauarbeiten auszuführen und mindestens 45,5 Mio. Euro auszugeben.
Alles in allem eine sehr interessante und lehrreiche Baustelle, vorgestellt von einem kompetenten, freundlichen und motivierten Team!