TEx - Ortsumgehung Pirna
Am Dienstag, dem 06.06.2023, durften einige Freunde des Bauingenieurwesens einen erneuten Einblick in die Baustelle der Ortsumgehung Pirna gewinnen. Vor knapp einem Jahr hatte der Verein schon einmal die Baustelle besichtigt, und wartete seitdem gespannt auf den Baufortschritt.
Gegen 9:15 starteten wir mit 2 Geliehenen Kleinbussen in der August-Bebel-Straße. Kaum sind wir angekommen, empfing uns gleich der Oberbauleiter Ulrich Gawlas. Er hielt uns zuerst einen Vortrag mit jeder Menge detaillierten Einblicken in das Bauvorhaben. Hierbei ging Herr Gawlas auf die vielen Besonderheiten, der doch sehr vielseitigen Baustelle ein. So gibt es hier nicht nur den Kohlbergtunnel (315m Länge) und die Gottleubatalbrücke (916m Länge) zu bestaunen. Die Baustelle bietet auch zwei kleinere Brücken über einen Kreisverkehr und über die Seidewitz und ein Regenauffangbecken, welches das gesamte anfallende Wasser auffängt und schließlich vorgeklärt in die Seidewitz leitet. Außerdem gibt es, dem dortigen Landschaftsschutzgebiet geschuldet, einen Fledermaustunnel mit dazugehörigem Blendschutz und Irritationsflughilfe, eine Art Eidechsen-Wohlfühlgebiet und jede Menge kleine tunnelartige Querungshilfen.
Im Anschluss des Vortrages fuhren wir zum Eingang des Kohlbergtunnels, der nun schon seinen vollen Querschnitt erreicht hat. Hier wurden die Bauarbeiten allerdings zwischenzeitlich eingestellt, da ein involviertes Straßenbauunternehmen seine Arbeit verweigert. Später einmal soll die Straßenoberfläche über der derzeitigen Kopfhöhe verlaufen.
Nachdem es im Tunnel keine unbeantworteten Fragen mehr gab, fuhren wir zum oberen Brückenende, von wo aus die Brücke Stück für Stück zusammengeschweißt, und langsam per Taktschiebeverfahren (bis zu 24m pro Stunde bei keinen Zwischenfällen) in das Tal auf die Brückenpfeiler geschoben wird. Inzwischen schwebt schon fast die halbe Brücke hoch oben im Tal (bis zu 70 m Höhe). Die Verlegung der Stahlbewehrung in dem engen Raum innerhalb der Stahlkonstruktion ist äußerst komplex. Aus diesem Grund ließ Herr Gawlas einen kleinen Teil des stählernen Tragwerks inklusive Bewehrung aufbauen, um die ausführenden Arbeiter angemessen einweisen zu können. Auch dieses Objekt durften wir besichtigen und gewannen so einen Einblick, wie die Brücke später einmal zusammengesetzt sein wird.
Danach sind wieder alle in die Autos gestiegen, und runter in das Gottleubatal gefahren. Hier bekamen wir noch eine perfekte Sicht auf die schlanken Brückenpfeiler und auf die Brücke von unten. In der Flucht der Brücke stehend konnte man nun gut erkennen, wie die leichte Kurve am Brückenende realisiert wird. So biegt sich nämlich nicht die gesamte Brückenkonstruktion zur rechten Seite, stattdessen werden die Kragarme zum Ende links immer kürzer und rechts immer länger, während der Hohlkasten gerade bleibt. Zu guter Letzt bedankten wir uns bei Herrn Gawlas für die interessanten Einblicke und fuhren schließlich zurück in die August-Bebel-Straße.
